In der Welt des Möbel-Designs hat das kreative Kasseler Designer-Duo Miriam Aust und Sebastian Amelung mit seinem Label »aust & amelung« in nur knapp vier Jahren international auf sich aufmerksam gemacht. Ihr sogar zum Mitmachen aufforderndes Design besticht entweder durch seine Form oder durch seine Lässigkeit. Ihre Leuchte »like paper« wurde ausgezeichnet – mit dem »German Design Award Special Mention 2015«. Gerade wird mit »a floor lamp« wieder eine Leuchte zur Produktionsreife gebracht.
Seit der Gründung ihres Labels im Jahr 2011 ist die Produktpalette von aust & amelung stetig gewachsen. Das Label ist erst im April dieses Jahres in ein Gemeinschaftsatelier in die Philippistraße 23 umgezogen. Neben ihren Hängeleuchten aus Beton umfasst sie auch einen rollbaren Arbeitstisch mit eigenem Stromanschluss, der wie ein aufgewickeltes Lasso hinten am Tisch aufgehängt wird, eine dazugehörige textile Stellwand, ein Buch-Regal, eine zu bepflanzende Vasen-Leuchte und auch ein modulares Sofa, bei dem die Sitzpolster untereinander ausgetauscht werden können. Das alles gehört schon zum Repertoire der jungen Kreativen, die beide aus der Design-Schmiede der Kunsthochschule Kassel um Professor Jakob Gebert, Fachrichtung Möbeldesign und Ausstellungsarchitektur, kommen, bei dem sie auch ihr Diplom absolviert haben.
Mit dem Einsatz verschiedener Materialien wie Holz, Beton, Glas oder Pflanzen wird gespielt. Sie werden nicht nur nach funktionalen, sondern auch nach assoziativen Aspekten ausgewählt und kombiniert. »like paper« war für die beiden Designer der »starting point«. Miriam Aust: »Das war ein Projekt, bei dem wir uns über ein Jahr Zeit für die Entwicklung und die Forschung am Material nehmen mussten.« Und der Produktname verrät schon im Titel, worum es den beiden bei diesem Objekt ging. Die Lampenschirme, die aus Beton geschwenkt werden, sehen tatsächlich so aus, als seien sie aus zerknittertem Papier gefaltet. Selbst ihre Oberflächenstruktur gleicht der einer Papierfaser. Dieser Effekt wird dadurch erzielt, dass Papierschalungen beim Herstellungsprozess in einer eigens dafür gebauten Maschine ausgeschwenkt werden. Möglich wird das Ganze durch eine Betonrezeptur, die ebenfalls in Kassel von der Firma G.tecz entwickelt wurde. Für die Schalungen werden festgelegte Schnittmuster verwendet, die sich während der Herstellung jeweils individuell verformen und so individuelle Lampenschirme ergeben.
So hängen die Leuchten aus der Serie »like paper« entweder klassisch von der Decke herab oder liegen, etwas eingedrückt und erschöpft, auch mal auf dem Tisch oder, ganz lässig, direkt auf dem Fußboden herum. Das Arrangement ist natürlich Geschmackssache und bleibt dem jeweiligen Designfreund überlassen. Die Leuchte wird aktuell in Zusammenarbeit mit der Firma dua produziert.
Sebastian Amelung: »Die ›like paper‹ fällt ein bisschen aus unserem Konzept. Eigentlich entwickeln wir Prototypen, um mit Firmen zusammenzuarbeiten, die die Produktion und den Vertrieb übernehmen.« Die Entwicklung von Wohnkultur und den täglichen Umgang mit Objekten zu beobachten und mit neuen Entwürfen darauf einzugehen, spornt beide an. »Durch unsere Zusammenarbeit entwickeln wir mit jedem Projekt unsere gemeinsame Produkt-Sprache weiter. Das ist ein Prozess, der mir sehr wichtig ist«, betont Miriam Aust und Sebastian Amelung ergänzt: »Der schönste Moment unserer Arbeit ist natürlich immer der, wenn es Klick macht und man merkt, dass das Konzept aufgeht und der Entwurf seinen Abschluss findet.« Bei »a floor lamp«, einer Stehlampe, hat es offensichtlich wieder Klick gemacht. Die Leuchte wird Ende September auf den Markt kommen, produziert von einem italienischen Hersteller. Bei ihr handelt es sich um ein Modell, bei dem der Funktionsmechanismus sichtbar bleiben soll. Sieben Kilo wiegt allein der Sandsack, der bei dieser Lampe bewegt und stufenweise in vier Positionen verstellt werden kann. Wie bei einer Waage werden so verschiedene Höhen für den Lampenschirm ausgewogen.
Sebastian Amelung: »Bei diesem Objekt, das dem Prinzip einer Balkenwaage folgt, haben wir gemeinsam jedes Detail durchdekliniert, bis hinterher alles so aussah, wie es heute hier steht.« In diesem Frühjahr wurde sie auf der Mailänder Möbelmesse über den Hersteller Covo präsentiert.
»In Kassel haben wir ein gut funktionierendes Netzwerk sowohl in unserer Ateliergemeinschaft als auch zu anderen Gestaltern und Werkstätten in der Region. Das ist uns viel wert«, begründet Miriam Aust den Bezug des Labels zu Kassel und der Region Nordhessen.
Regional gehörten aust & amelung im letzten Jahr zu den Gewinnern der »work.space competition 2014«, ausgeschrieben vom »Science Park Kassel«, einem Design-Wettbewerb der Kasseler Universität. Mit »desk and divider«, einem rollbaren Schreibtisch mit Trennwand für den »Co-working-space« des neuen Gebäudes konnten sie die Jury überzeugen.
Ihre fertigen Produkte sind nicht nur auf internationalen Ausstellungen, Messen und in Galerien zu sehen, wie zum Beispiel auf der renommierten Mailänder Möbelmesse »Salone del Mobile«, sondern werden auch auf deutschen Möbel-Messen wie der »imm cologne« in Köln vorgestellt.
Autorin: Caroline Lehmann