Sprechen wir über Foren, in denen über Architektur diskutiert wird, dann sind uns oft nebulöse Bilder von theoretisierenden Runden vor Augen. Ein fruchtbarer Dialog muss aber nicht zwingend abgehoben oder rein akademischer Natur sein. Praktische Anforderungen, Materialfragen oder intelligente Fassadentechniken – das Architekten & Planer Forum des Kasseler Fassadenbauers Dallwig hat eine enorme Eigendynamik entwickelt.
Die Fassade als Gesicht eines Gebäudes; im Dialog mit dem Betrachter: Auch wenn dieser wesentliche Gebäudeteil in vielen Epochen oftmals lediglich als Gestaltungselement eingesetzt wurde, sehen wir doch heute, dass er viel
mehr als nur ein optisches Highlight ist. Dabei stimmt es, dass es gerade diese Außenhaut ist, die uns als Betrachter außerhalb des eigentlichen Systems beeindruckt. Nur muss eben heutzutage noch eine Fülle weiterer Fragen von ihr beantwortet werden. Wie kann das Gebäude vor Witterungs- und anderen äußeren Einflüssen geschützt werden? Wie kann mit ihr Energie nicht nur eingespart, sondern möglicherweise sogar erzeugt werden? Welche stabilisierenden
Eigenschaften der sichtbaren Elemente haben welchen Einfluss auf das Gebäude und umgekehrt? Barrierefreiheit – wie wird sie umgesetzt? Schließlich: Wie schafft es eine moderne Fassade, den Wert einer Immobilie dauerhaft zu erhalten? Es sind diese Fragen, die Architekten, Planer sowie Hersteller von Fassadenelementen umtreiben. Und genau darauf will das Architekten & Planer Forum Antworten finden.
Historisch – Als sich im Mai 2015 in der Waldauer Heinrich-Hertz-Straße bereits zum siebten Mal die versammelte nordhessische Fachkompetenz mit Produzenten gemeinsam auf den Streifzug durch die Welt der Fassaden machte, da wäre auch der Gründer des Unternehmens, der spätere »Königliche Hofschlosser« C. W. Dallwig stolz gewesen. Mehr als 200 Jahre später setzt Geschäftsführer Andreas Grimm auf die Tradition, stets weiterzudenken und vorauszublicken.
Ein Verständnis von Unternehmensführung, das es leicht macht, daran zu glauben, dass der Name auch in weiteren 200 Jahren bestehen wird. Dabei ist das Forum eine wahre Herzensangelegenheit und dient weniger der Selbstdarstellung. »Für uns zählt tatsächlich der fachliche Austausch. Unser Antrieb war es, mit dem Architekten & Planer Forum eine Plattform zu schaffen, die eben nicht spezifischen Marketinggesichtspunkten – auch nicht unseren – folgt, sondern die Profis aus der Region zusammenbringt, und so für Kassel und ganz Nordhessen letztlich einen Vorteil ergibt. Denn hochwertige Fassaden spielen sowohl für den Eigentümer einer Immobilie eine wesentliche Rolle, sondern können auch eine ganze Region mit ihrer Darstellung prägen. Und dass wir tatsächlich keine Werbeshow veranstalten, zeigt auch die Tatsache, dass Mitglieder der Architektur- und Stadtplanerkammer Hessen mit der Teilnahme wichtige Fortbildungspunkte sammeln können«, so Andreas Grimm.
Energie – Wie wesentlich eine energieeffiziente Fassade ist, verdeutlich bereits ein Blick auf ein durchschnittliches Einfamilienhaus. Werden dort bereits etwa 70 % nur für Heizenergie aufgewendet, fällt es nicht zu schwer zu verstehen, welchen Einfluss diese dann auf wesentlich größere Häuser, auf Einkaufszentren, auf Hotels, Industriebauten und Ähnliches hat. Ob Sanierung von bestehenden Immobilien oder Neubau: Stets wirkt die Fassade unmittelbar auf ihre Umwelt. Welche neuen Entwicklungen für ausführende Firmen, Planer und Architekten zur Verfügung stehen, auch dies wurde und wird auf dem Forum umfassend diskutiert. Wenn Vortragende wie in diesem Jahr Heinz-Josef Nilges vom Unternehmen Henkel Teroson über »Fenster- und Fassadenabdichtung unter Berücksichtigung der bauphysikalischen Anforderungen« oder besonders Professor Dr. Heusler von Schüco, der »Energieeffiziente Fassaden – statisch oder dynamisch?« auf die Agenda setzte, referieren, dann wird allen Teilnehmern schnell deutlich, wie fundamental der Energieaspekt ist. In die gleiche Richtung führte auf dem Forum der Vortrag von Kai Brandau von Lithodecor. Weniger das Einsparen als vielmehr das Energiegewinnen konnten bei vielen detaillierten Projektbeschreibungen zur »gebäudeintegrierten Fotovoltaik« bestaunt werden. Und mehr: Ein Forum zeichnet sich durch Dialog, nicht Monolog aus. Ebenfalls ein Aspekt, der gerade für die Industrie interessant ist. So wurde auch 2015 nicht einfach nur in eine Richtung kommuniziert, sondern die interessierten Zuhörer konnten auch direkt ihre persönlichen Erfahrungen einbringen und den Referenten ihre spezifischen Anforderungen aus der Praxis nahebringen.
Sicherheit – Kann eine Fassade gleichzeitig schön und sicher sein? Sie muss sogar. Auch dies ein Aspekt, der von Jahr zu Jahr wichtiger wird. Gleichzeitig verschwimmt durch eine Fülle an neuen Anforderungen auch der Überblick von Architekten und Planern über eben diese. Das betonte auf dem Forumstag Eberhard Achenbach als Ingenieur und Sachverständiger – ein wichtiger, vollkommen anderer Blickwinkel auf Architektur und Fassendentechnik, der gleichwohl dem Initiator Andreas Grimm bedeutsam ist. »Es geht uns bei unserer Einladung zum Austausch und Dialog um mehr als nur darum, Hersteller mit ihren Produkten in Szene zu setzen. Es ist mir wichtig, dass gerade die formalen Anforderungen ebenso die Fragen nach zukünftigen Entwicklungen erörtert werden. Erst wenn es uns gelingt, tatsächlich umfassendes Know-how zu präsentieren, hat das Forum seinen Auftrag erfüllt. Und dies haben die letzten Jahre bereits gezeigt: Es funktioniert sehr gut.« Welche Antworten schließlich auf die Fragen von Sicherheit und Ästhetik gegeben werden können, das erörterte Olaf Thies auf diesem siebten Architekten & Planer Forum. Er konnte für den Hersteller Geze Türen mit mehr als nur einer Funktion vorstellen: Barrierefreiheit, Rauch- und Wärmeabzug oder Rettungswegsysteme – Türen übernehmen eine Fülle von Funktionen in modernen Fassadensystemen.
Mehr davon – Sieben Foren, sieben hochkarätige Veranstaltungen. Und die achte bereits im Blick. Damit auch in Zukunft in Nordhessen nicht nur schön, sondern auch besonders effizient gebaut wird, freut sich Andreas Grimm bereits jetzt auf das kommende Event. »Jetzt ist es selbstverständlich noch viel zu früh, um über detaillierte Ideen für das nächste Architekten & Planer Forum zu reden, eines ist uns aber bereits jetzt klar: Wir werden nicht die Räumlichkeiten wechseln. Auch wenn es anderswo größere und sicher auch extrem hochwertige Tagungsmöglichkeiten gibt, so ist uns die kleinere und doch hochwertige Runde sowie der gezielte Bezug zur Praxis in der Heinrich-Hertz-Straße wichtiger. Alle Teilnehmer fühlten sich bislang in diesem Ambiente sehr wohl und das soll auch so bleiben«, erklärt der Geschäftsführer von Dallwig.
Autor: Roman Völker